„Unidad Educativa Monte Cristo“ in Sucre
In staatlichen Bildungseinrichtungen sind in den ärmsten Außenbezirken der Städte die Zustände oftmals schockierend; Lehrer schlecht ausgebildet, unmotiviert und verfügen wie ihre Schüler in nur wenigen Fächern über Bücher und Hefte. In jeder Klasse sind 45 bis 55 Schüler. Viele Jugendliche brechen die Schule zu früh ab, da sie die Familie unterstützen müssen, wovon insbesondere Mädchen betroffen sind.
Rabea Lang, eine junge Frau aus dem Saarland, stellte sich während der Arbeit als Freiwillige in einer dieser Schulen Boliviens nach Abschluss ihres Studiums die Frage: „Was soll aus den Kindern werden; was kann ich tun, wenn es nur wenigen aus wohlhabenden Familien möglich ist eine Privatschule zu besuchen?“ Sie traf ein Lehrerehepaar, das vor der Gründung einer Privatschule stand, wofür es Hab und Gut verkaufte. Frau Lang war zunächst skeptisch. Damit das gesellschaftliche Leben gelingt, müssen arme und reiche Kinder gemeinsam aufwachsen und zusammen zur Schule gehen. Diesen Gedanken trug sie dem Ehepaar vor. Schließlich gründeten sie gemeinsam 2008 die Schule „Monte Cristo“. Voraussetzung für Frau Lang war, dass durch finanzielle Unterstützung aus ihrer Heimat auch guten Schülern aus armen Familien der Schulbesuch ermöglicht wird. Das außergewöhnliche Schulprojekt gelang. An der Schule entstanden Freundschaften und Kontakte über alle gesellschaftlichen Schichten hinaus. Im Projekt „Elternschule“ werden Themen der Erziehung und des Familienlebens analysiert und ausgetauscht; Eltern kommen miteinander in Kontakt.
2014 zog sich das Lehrerehepaar überraschend aus der Verantwortung und Rabea Lang musste entscheiden, ob es möglich ist, die Schule weiterzuführen; nicht alle aufgenommenen Kredite waren bezahlt. Das Projekt hat eine erfreuliche Entwicklung genommen. Etwa 540 Kinder aller Jahrgangsstufen und sozialer Schichten werden bis zum Abitur unterrichtet. Die Schule erhält keine Unterstützung vom Staat. Alleinige Einnahmequellen sind das Schulgeld. Das Schulprojekt ist insofern einzigartig, weil Kinder und Jugendliche jeglicher Herkunft zusammen in die Schule gehen. Das ist für den sozialen Frieden wichtig, aber auch, weil Kindern aus benachteiligten Verhältnissen eine Chance auf eine bessere und selbstbestimmte Zukunft gegeben wird. Die Schule „Monte Cristo“ hat es als eine der ganz wenigen in Sucre geschafft, in der Pandemiezeit die Schüler über virtuellen Unterricht zu erreichen. Lernplattformen, Whats-App und Live-Unterricht über die Online-Plattform Zoom haben hierbei mitgeholfen. Wo dies nicht möglich war, haben Eltern und Erziehungsberechtigte die Arbeitsblätter und Aufgaben einmal pro Woche abgeholt und dort auch wieder abgegeben. Es musste keine Lehr- oder Hilfskraft entlassen werden.