Bolivienreise Herbst 2012
Tod von Pfarrer Hans Vössing
Die Reise war überschattet vom Tod des Herrn Pfarrers Vössing. Nach unserer Ankunft in Bolivien konnten wir ihm noch einen ganzen Korb Grüße aus der Heimat übermitteln und ihm sagen, dass viele Menschen für seine Genesung beteten. Die Weiterfahrt nach Sopachuy war für Montag vorgesehen. Noch in der Nacht wurden wir davon unterrichtet, dass Padre Juan verstorben sei.
Der Leichnam war in einem Trauerhaus in Cochabamba aufgebahrt. Hier fand die Trauerfeier und Verabschiedung statt. Am Nachmittag zog die Trauergemeinde mit dem Sarg durch die Stadt zu seiner letzten Wirkungsstätte, der Kirche Santo Domingo. Das Requiem wurde gehalten von seinem Freund und Weggefährten, Weihbischof Leo Schwarz. Anschließend fand die Beisetzung auf dem Deutschen Friedhof in Cochabamba statt.
Die meisten Menschen, insbesondere die armen, trauerten jedoch um Padre Juan, wie er liebevoll genannt wurde, in Sopachuy. Sie wollten, dass „ihr Padre Juan” auch bei ihnen beigesetzt wird. Dieses war jedoch nicht möglich. Am Pfarrhaus in Sopachuy war ein riesiger Trauerflor angebracht. Ein großer Raum war hergerichtet, als sei der Leichnam dort aufgebahrt. Ein lilafarbenes Tuch und ein Foto symbolisierten den Sarg. Blumen und Kerzen schmückten den Raum. Menschen aller Altersgruppen kamen während der ganzen Nacht und beteten; Indianer lassen ihre Toten nicht allein. Am darauf folgenden Tag fand ein Requiem in Sopachuy zur gleichen Stunde wie in Cochabamba statt. Ganz Sopachuy war auf den Beinen. Alle, die vom Tod ihres ehemaligen Pfarrers hörten, kamen, auch diejenigen, die weit draußen auf dem Campo wohnten. Mit Gitarrenmusik und frohen Liedern nahmen die Menschen Abschied; es hätte Herrn Vössing gefallen. In einem feierlichen Zug begab die große Menschenmenge sich zum Friedhof. An einem bereits von der Gemeinde errichteten Grabmal wird eine Gedenktafel neben derjenigen, die seinerzeit für Schwester Consolata angefertigt wurde, angebracht. Viele Reden wurden gehalten und so manche Menschen weinten.
Jetzt hat Padre Juan an einem anderen Ort seine Heimat gefunden. Der Abschied von ihm in Sopachy berührte tief.
Besuch in den Internaten
Die Kinder und Jugendlichen sind von Herzen froh, dass sie alle Aufnahme in den Internaten San JosJosé und Santa Catalina gefunden haben. Sonst hätten manche von ihnen nach wie vor keine Bildungschance.
Die „Kolping-Jugend”
Die Jugendlichen bei Kolping besuchen alle zusätzlich zu ihrer handwerklichen Ausbildung tagsüber noch am Abend die Abendschule. Sie sind dankbar dafür, dass sie gut im Internat „Elfriede Gemeinder” untergebracht sind und dass ihnen Bildung durch die „Aktion 33” ermöglicht wird.
Im Comedor der Josefschwestern
Bei den Kleinen im Comedor geht es recht fröhlich zu, wenn die Kinder erstmals ihre Scheu überwunden haben und ein paar Wochen bei den Schwestern leben. Viele von ihnen sprechen nur die Indiosprache Quechua, wenn sie zum Schulanfang nach Sopachuy gebracht werden. So manches Kind hat außer der Hütte seiner Eltern keine andere Wohnung gesehen. Sehr oft hatten die Kinder auch keine Kontakte zu anderen Menschen, außer ihren Familien. Ein großes Fest ist natürlich dann, wenn jemand aus dem Ausland kommt und es sogar Geschenke gibt. Etliche Kinder erhalten erstmals in ihrem Leben ein Geschenk, wenn sie als Grundschulkind nach Sopachuy kommen und bei den Schwestern wohnen können.
In der Schule „Juan Vössing”
Schwester Jhaneth unterrichtet die Grundschulkinder. Mit Hilfe des „Sozialen Projektes” der Püttlinger Kommunionkinder kann die „Aktion 33” der Schwester Lehrbücher und Hilfsmittel für die Schulklasse zur Verfügung stellen. Das ist etwas ganz Besonderes. Mit Büchern, wie wir das kennen, wird in den Landschulen nicht gearbeitet.
Menschen auf dem Campo
Das Leben auf dem Land ist nicht mit demjenigen in der Stadt zu vergleichen. Sehr viele Menschen leben trotz vieler Verbesserungen nach wie vor in großer Armut.
Zu Gast bei Erzbischof Jésus Perez in Sucre
Zu jedem Aufenthalt in Bolivien gehört das Aufsuchen des bischöflichen Palais und ein Besuch bei Erzbischof Jésus Perez.
Im Kinder-und Waisenhaus mit der „Casa Cuna” in Poconas
Die „Aktion 33” hat finanziell mitgeholfen, die „Casa Cuna” zu errichten. Hier werden die Kleinkinder betreut, die nicht mehr auf der Säuglingsstation sind. Manche von ihnen haben nicht nur körperliche, sondern auch seelische Schäden.
Poconas kennt jeder in Sucre. Die kleinen Kinder und großen Mädchen haben dort wirklich eine „Heimat” gefunden.
Ein Aufenthalt in Poconas ist für uns kein Besuch in der Fremde. Es ist mittlerweile ein Stück „Zweite Heimat”. Hier fanden auch interessante Gespräche mit dem aus dem Bistum Eichstätt stammenden Weihbischof Adolf Bittschi statt, der in Püttlingen anlässlich des 25-jährigen Bestehens der „Aktion 33” zu Gast war.