Bolivienbesuch September/Oktober 2018
Alle zwei Jahre führt die Reise nach Bolivien. Auch dieses Mal waren es frohe und glückliche Tage. Es tut gut zu sehen, dass die Arbeit für die Hilfsorganisation sich lohnt und es Fortschritte gibt, insbesondere im sozialen Bereich. Trotzdem gilt es nach wie vor Probleme zu bewältigen, da die Lebensumstände etlicher Familien vom Land und insbesondere mancher Mädchen traurig stimmen.
Sopachuy
Ganz gespannt waren wir auf das neu erbaute Internat San José. Es ist Dank Dr. Mamani wunderbar geworden. Ohne seinen Einsatz und seine Tätigkeit hätte das Bauprojekt in dieser Form und vor allem nicht so kostengünstig verwirklicht werden können. Während unseres Aufenthaltes wurden die Räumlichkeiten feierlich eingeweiht. Die Jugendlichen sind sehr froh darüber, dass sie nun in einem so schönen Haus leben und lernen dürfen.
In den Internaten und im Comedor haben wir glückliche Kinder und Jugendliche angetroffen. Da die „Aktion 33“ einen dauerhaften Ansprechpartner in Sopachuy hat, ist Vertrauen gewachsen. Zu Elternversammlungen kommen stets auch Männer, was für bolivianische Verhältnisse ungewöhnlich ist. Im Comedor der Josefsschwestern fand wieder eine Begegnung mit den Eltern statt. Dieses Mal luden dort die Eltern zum Mittagsessen ein. Alle brachten etwas zum Essen mit, was sie zu Hause vorbereitet hatte. Diese Gerichte wurden auf eine Decke im Hof gestellt und wir zum Essen gebeten.
Frauen und Männer bitten immer wieder darum, in unserer Heimat zu erzählen, wie dankbar sie für die Solidarität sind, die es ihren Kindern ermöglicht zu lernen, und dass bei Krankheit die „Aktion 33“ ebenfalls hilft. Das große Anliegen der Familien ist der Fortbestand der vier von der „Aktion 33“ unterhalten Internate.
Alle Kinder und Jugendlichen, die in den Internaten leben, werden von Dr. Mamani ärztlich behandelt, wenn sie krankt sind. Mittlerweile wird die kleine, sehr einfache Praxis auch von Leuten aus der Umgebung aufgesucht, die im Krankenhaus keine Hilfe finden. Man sollte meinen, die Kosten seien erschwinglich (eine komplette medizinische Untersuchung kostet 10 BOB, das sind z. Zt. etwa 1,25 €), doch ist dies für Landfamilien oft noch zu teuer. Außer mit Naturalien, meist ein paar Kartoffeln oder Mais, manchmal auch ein paar Eier, können sie nichts geben.
In den Kolping-Werkstätten werden nach wie vor männliche Jugendliche im handwerklichen Bereich ausgebildet. Die „Aktion 33“ finanziert das Internat und die Gehälter der Meister.
Sucre
Ansprechpartner und Helfer bei auftretenden Problemen ist für die „Aktion 33“ in Bolivien der aus Eichstätt stammende Weihbischof Adolfo Bittschi, der seit 1983 in Bolivien lebt und wirkt.
Poconas
Einmal im Jahr findet die Taufe der Kinder statt, die neu ins dortige Kinderheim kommen. Das wird mit einem großen Fest gefeiert, das die Paten, meist aus guten Familien in Sucre, finanzieren; sie stellen auch die Taufkleidung zur Verfügung.
Wir haben gefragt, um welche Kinder es sich handelt: Kinder, die von bettelarmen Müttern oder Vätern abgegeben werden, Kinder aus Vergewaltigungen oder solche, die missbraucht wurden. Immer noch wird ein Neugeborenes vor der Haustür, in ein Handtuch oder eine alte Zeitung eingewickelt, einfach abgelegt; manchmal handelt es sich auch um ein behindertes oder halbverhungertes Kleinkind, das einfach ausgesetzt wurde. In vielen Fällen kann die Herkunft der Kinder überhaupt nicht festgestellt werden. Nach der Aufgabe der Entbindungsstation können mehr Kleinkinder in die Casa Kuna (Haus der Wiege) aufgenommen werden. Die Geschichten, die wir über Kindesmissbrauch, Verkauf von Kindern auf offener Straße oder Entführung hörten, setzen sehr zu. Schaut man aber in die Augen der Kinder, kann man nach einer gewissen Zeit von alldem nichts mehr sehen. Strahlende Augen und lachende Gesichter blicken einen an.
Die meisten der großen Mädchen, die in Poconas leben, schaffen das Abitur im ersten Anlauf und schließen mit einem Universitätsstudium ihre Ausbildung erfolgreich ab. Auch nach vielen Jahren, oft nach Gründung einer Familie, kommen sie noch nach Poconas. Die dort verlebte Kindheit wird von ihnen nicht vergessen.
Patenschaften
Die Kinder und Studenten, denen eine Schul- oder Studienbeihilfe bewilligt wird, baten darum, ihren Dank mit nach Deutschland zu nehmen. Wir haben oft darüber berichtet, wie schwer es Kinder vom Land haben, das Abitur zu schaffen, das ihnen ein Studium ermöglicht. Doch es gelingt stets einigen. Mit diesen jungen Menschen zu reden bereichert und erstaunt, was manche von ihnen bereits an Lebenserfahrung haben, bevor sie ins Berufsleben eintreten.
Nach Rückkehr – wieder in Deutschland – bleibt zu sagen: Danke für alle die großen und kleinen Gaben, das Mitgefühl, großartige Engagement und die vielfältigen Beweise der Verbundenheit so vieler Menschen mit den bolivianischen Kindern und Jugendlichen. Nach wie vor ist die Hilfe erforderlich!