Bolivien im Herbst 2021/Herbst 2022

Im August 2021 erreichte die „Aktion 33“ die Nachricht, dass es einen neuen Pfarrer in Sopachuy, Padre Raúl Gonzales, gibt und beabsichtigt sein soll, dass alle Internate in Chuquisaca auf Anweisung des Bistums künftig nicht mehr weiter betrieben werden. Am 01. Sept. kam alsdann die schlimme Nachricht, dass Dr. Mamani die Nacht über mit einem Ambulanzfahrzeug auf dem Campo unterwegs war, um einer schwangeren Frau zu helfen und auf der Straße von Sucre nach Sopachuy tödlich verunglückt ist. Der Fahrer und die beiden Krankenschwestern, die ihn begleiteten, überlebten.

Kurz entschlossen reisten Monika und Peter Ziegler – trotz Pandemie – nach Bolivien (siehe nachstehende Fotos) und bemühten sich um einen Termin bei dem neuen Erzbischof, Ricardo Ernesto Centellas Guzmán.

Einzelheiten der mit ihm und der in Sopachuy geführten Gespräche sind allen Bolivienfreunden aus den jeweiligen Rundbriefen bekannt. Im Ergebnis bleibt festzuhalten:

Die zu den Internaten der Pfarrei in Sopachuy gehörenden Gebäude: Comedor, Küche, Backstube und Vorratslager mit Garten dürfen von Kindern und Jugendlichen nicht mehr genutzt werden, da diese, um die Gebäude aufzusuchen, am Pfarrhaus vorbei gehen müssen und keine räumliche Trennung möglich ist. Dass alle Bauten von der „Aktion 33“ errichtet, renoviert und finanziert wurden, spielt für das Bistum Sucre keine Rolle.

Die Kolpingwerkstätten und das dazugehörige Internat (Elfriede Gemeinder) bleiben auf Dauer geschlossen.

Für Bildungsprojekte in Sopachuy ist seit Beginn des Schuljahres, lt. Bistum Sucre, ausschließlich die Zivilgemeinde zuständig. Letztendlich stellte der Erzbischof aber dann doch das von der „Aktion 33“ neu errichtete Jungeninternat San José sowie das alte SIPAS-Gebäude zur Nutzung als Internat für die Mädchen zur Verfügung, allerdings ohne jegliches Inventar (wie Bettgestelle, Matratzen, Decken und Kleiderschränke, leere Küche ohne Herd, Backofen, Geschirr, Gläser, Pfannen und Töpfe etc.). Zum Betreiben der Küche wurden Plastikgeschirr, Töpfe und Schüsseln im Ort geliehen, um den Kindern behelfsmäßig eine Mahlzeit zuzubereiten.

Nach monatelangem Bemühen und letztendlich harten Verhandlungen, bei denen ausschließlich die Kinder und Jugendlichen im Blick waren, hat sich Herr Erzbischof Centellas im Juni 2022 bereitgefunden, seine Zustimmung zur Herausgabe des von Padre Raúl unter Verschluss gehaltenen Inventares zu erteilen, so dass – soweit noch vorhanden – die Gegenstände endlich in den Internaten genutzt werden können. Aus Gründen der Vernunft wurden die Küchenmöbel im einstigen Küchenhaus nicht herausgerissen und dort belassen, da die einzelnen Holzteile bei Kolping angefertigt und seinerzeit in die gemauerten und gefliesten Teile eingepasst wurden.

Die „Aktion 33“ arbeitet ab sofort (Schuljahr 2022) mit der „Alcaldia“, also der Zivilgemeinde Sopachuy zusammen; Ansprechpartner ist der Bürgermeister.

Das Dorf Sopachuy muss seit Beginn des Schuljahres für die beiden Internate an das Bistum Sucre Miete bezahlen, obwohl diese von der „Aktion 33“ gebaut und bisher allein unterhalten wurden. Sopachuy bekommt keine staatliche Unterstützung zum Betrieb der Internate. Die „Aktion 33“ hilft nun dergestalt, dass sie monatliche Zuschüsse zu den Gehältern der Internatsleiter, der Köchin und des Bibliothekars gewährt.

Das ursprüngliche Gebäude „Bibliothek“ ist ebenfalls durch das Bistum Sucre geschlossen worden. Die Bibliothek wird nun im SIPAS-Haus weiterbetrieben. Dort befindet sich jetzt auch der Comedor für die beiden Internate.

Alle Lebensmittel, Hygieneartikel und Putzmittel werden von der „Aktion 33“ bezahlt. Die Bibliothek wird ebenfalls durch die „Aktion 33“ unterhalten.

Was wichtig ist: Keine Kinder werden abgewiesen, wenn die Eltern die Internatskosten nicht aufbringen können. Hier springt, wie früher auch, die „Aktion 33“ ein. Es wird auch wieder mit Patenschaften geholfen.

Dass es letztlich doch zu einem positiven Ergebnis für die Kinder in Sopachuy kam, ist insbesondere auch Rabea Lang, Margarita Mostacedo und Jhanneth Calvi zu verdanken. Zahlreiche Telefonkonferenzen wurden geführt, nach denen Frau Lang und Frau Mostacedo nach genauen Vorgaben Gespräche mit dem Erzbischof, dem Pfarrer und der Zivilgemeinde führten. Erwähnenswert ist auch, dass der junge Bürgermeister, Marcos Telles Torres, großes Interesse an einer Lösung hatte und immer wieder betonte, dass er aus eigener Erfahrung wisse, welche Bedeutung die Internate für Sopachuy hätten, da er letztlich seine heutige Stellung einer Patenschaft über die „Aktion 33“ verdanke, er dadurch in das Internat San José aufgenommen worden wäre und habe studieren können. Die „Aktion 33“ hilft seit so vielen Jahren in Bolivien, so dass Freundschaften geschlossen und es auch Ansprechpartner und Unterstützer vor Ort gibt.

Da die Bolivienpartnerschaft der Bistümer für die „Aktion 33“ immer von besonderer Bedeutung war, ist das Bistum Trier – Weltkirche – über die Situation „Sopachuy“ vollständig unterrichtet, konnte aber die Handlungsweise von Erzbischoff Centellas nicht beeinflussen.

Die Zusammenarbeit mit den Josefsschwestern läuft – wie in der Vergangenheit – in guter und freundschaftlicher Weise weiter.

Die von Frau Lang mit ins Leben gerufene Schule „Monte Cristo“ in Sucre ist ein Vorzeigeobjekt. Hier werden wirklich nur bedürftige Kinder unterstützt, indem ihnen Bildung ermöglicht wird.

Die „Aktion 33“ ist darum bemüht, einen Arzt zu finden, der in Sopachuy die medizinische Arbeit von Dr. Mamani Paco fortsetzt. Dieses gestaltet sich bisher sehr schwierig; junge Leute möchten in der Stadt und nicht auf dem Land arbeiten.

Grabstätte von Dr. Julian Mamani Paco auf dem Zentralfriedhof in Sucre
Gedenkgottesdienst für Julian in der Privatkapelle von Bischof Adolfo Bittschi in Sucre
Vor der Fahrt nach Sopachuy Gespräch mit Erzbischof Centellas in Sucre.
Fahrt nach Sopachuy
Im kleinen Krankenhaus von Sopachuy wurde von Dr. Julian Mamani Paco in einer
würdigen Feier Abschied genommen. Viele Dorfbewohner sind gekommen.
Gespräche mit dem Bürgermeister und dem Gemeinderat in Sopachuy
U.a. wurden zahlreiche Gespräche mit Bewohnern im Dorf geführt.
Dieser junge Mann bedankt sich dafür, dass ihm über eine Patenschaft durch die „Aktion 33“ ein Studium der Zahnmedizin ermöglicht wurde; er arbeitet im Krankenhaus von Sopachuy.
Bei den Kindern im Comedor der Josefsschwestern
In Poconas feiern alle Kinder zusammen ihren Geburtstag.
„In der Casa Cuna“ (frohe, aber auch kranke, behinderte und traumatisierte Kinder).
Die Kinder wollen unbedingt ein Foto mit uns.
Besuch der Schule „Monte Cristo“ in Sucre während des Online-Unterrichts
In der Stadt Sucre warten Frauen auf den Märkten auf Kundschaft;
es wird alles was man sich irgend wie vorstellen kann, verkauft.
Hier wird Kohle in kleinen Gebinden oder winzigen Gewichtseinheiten (Gramm) verkauft.
Wer nicht geimpft ist besorgt sich auf dem Hexenmarkt Kräuter, darunter Eukalyptus und Kokablätter oder gar okkulte Gegenstände gegen das Virus; manche vertrauen auch Wunderheilern.
Beim Aufsuchen einer Bank ist viel Geduld angebracht.
Auch das gibt es in der Stadt und nicht nur auf dem Land; Fleisch ist zum Trocknen aufgehängt.
Am Sonntagmorgen wird Schach auf der Straße gespielt.

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